Nach zwei oder drei Jahren des Aufschäumens tritt die Welt des alkoholfreien Weins endlich in eine neue Phase ein: die der Reife. Es ist eine Zeit, in der wir aufhören, naiv ekstatisch zu sein, und beginnen, etwas Dauerhaftes aufzubauen. Und während dieser Übergang für manche brutal erscheinen mag, ist er in Wirklichkeit voller Versprechen.

Hier sind unsere fünf Prognosen für die kommenden Monate:

1. Der Kampf zwischen 0,0 % und 0,5 % ist vorbei: Es ist Zeit für das sensorische Erlebnis

Die Verbraucher schauen nicht mehr auf das Etikett, um zu prüfen, ob es sich um 0,3 % oder 0,5 % handelt. Wonach suchen sie? Ob das Produkt wie Wein oder künstliche Erdbeeren schmeckt. Die eigentliche Debatte beginnt: Entalkoholisierung des Weins ja, aber für welche Art von Erlebnis? Aromatisiert oder nicht aromatisiert: das ist das neue Kriterium.

2. Ein zersplitterter Markt, der dafür umso besser ist

Die Landschaft diversifiziert sich in rasantem Tempo: entalkoholisierter Wein, nicht fermentierte Getränke, Traubenaufgüsse, Rosés mit Yuzu-Geschmack… Es ist ein kreativer Wilder Westen. Diese Dynamik zwingt die Marken dazu, sich klar zu positionieren: Wen wollen sie ansprechen, zu welchem Anlass, mit welchem Engagement?

3. Formatrevolution

Dosen, wiederverschließbare 25-cl-Flaschen, individuelle 37,5-cl-Flaschen… Die klassischen Weincodes werden durchbrochen. Die Priorität liegt jetzt auf Praktikabilität, Tragbarkeit und Anpassung an neue Verwendungszwecke. Alkoholfreier Wein kann überall, jederzeit und uneingeschränkt getrunken werden. Und genau das macht ihn so modern.

4. Zeit für eine Konsolidierung

Das Wachstum des Angebots übersteigt das Wachstum der Nachfrage. Das hat zur Folge, dass einige Marken verschwinden werden. Nicht, weil der Markt zusammenbricht – im Gegenteil -, sondern weil er sich stärker strukturiert. Die Pioniere treten gegen die großen Konzerne an. Die Differenzierung wird immer wichtiger.

5. Die letzten Reste von Widerstand in der Weinwelt

Es gibt noch einige kritische Stimmen in den traditionellen Reihen. Wir hören immer noch: „Das ist kein Wein“, oder „Zu süß, nicht biologisch, nicht umweltfreundlich“. Aber der alkoholfreie Wein hat sich durchgesetzt. Er ist zu sichtbar, zu populär, zu organisiert, um ignoriert zu werden. Die Skepsis schwindet – und macht einem echten Dialog über die Zukunft Platz.

Alkoholfreier Wein ist nicht länger ein vorübergehender Trend. Er entwickelt sich zu einer eigenständigen Welt mit eigenen Codes, Herausforderungen und Ambitionen. Von nun an liegt es an uns, unsere Netzwerke zu strukturieren, Brücken zu bauen und neue Geschmackserlebnisse zu erfinden.

Und wie lauten Ihre Prognosen?